Tagungsbericht: Fachtagung 2020 Bedrohungsmanagement Mittelfranken – Gefahren erkennen, einschätzen & entschärfen

Mehr als 200 Personen aus ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz nahmen am 18. & 19. Februar 2020 an der erstmalig ausgerichteten Fachtagung „Bedrohungsmanagement Mittelfranken – Gefahren erkennen, einschätzen und entschärfen“ teil. Der zweitägige Kongress, der gemeinsam vom Krisendienst Mittelfranken und dem Institut Psychologie und Bedrohungsmanagement (I:P:Bm), Darmstadt, veranstaltet und von der Technischen Hochschule Nürnberg unterstützt wurde, war noch vor Ablauf der Anmeldefrist ausgebucht, was das große Interesse an der Thematik verdeutlicht.

Im Rahmen von vier Fachvorträgen und vertiefenden Workshops zu aktuellen Schwerpunktthemen des Bedrohungsmanagements erhielten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Gelegenheit, das Bedrohungsmanagement umfassend kennenzulernen oder ihr bereits vorhandenes Wissen aufzufrischen und zu vertiefen. Im Mittelpunkt stand dabei stets der fachliche Austausch zwischen Expertinnen und Experten, Erstbewerterinnen und Erstbewertern sowie allen am Bedrohungsmanagement Interessierten.

Nachdem die Tagungsgäste durch Prof. Dr. Christina Zitzmann von der Technischen Hochschule Nürnberg, die gleichzeitig auch Gastgeberin der Veranstaltung war, Herrn Harald Riedel, berufsmäßiger Stadtrat der Stadt Nürnberg und dem Polizeipräsidenten des Polizeipräsidiums Mittelfranken, Herrn Roman Fertinger begrüßt wurden, machte Dr. Jens Hoffmann vom I:P:Bm mit seinem Überblicksvortrag zum Bedrohungsmanagement den Anfang. Dr. Jens Hoffmann gilt (nicht nur) in Deutschland als ein Experte und Pionier auf dem Gebiet des Bedrohungsmanagements und hat bereits zahlreiche Fachbücher und Artikel zur Thematik veröffentlicht. Auf der Fachtagung stellte er die Grundlagen des Bedrohungsmanagements, Instrumente zur Risikoeinschätzung sowie den Fallmanagement-Prozess ausführlich vor.

Nach der Mittagspause stand das hiesige Netzwerk des Bedrohungsmanagements im Fokus. Die beiden Gründer_innen und leitenden Köpfe des Netzwerks, PHKin Pamela Schmidt und Dipl.-Psych. Heiner Dehner, lieferten einen konkreten Einblick in dessen Aufbau und Strukturen und standen für interessierte Rückfragen der Gäste zur Verfügung. Durch den Einbezug von anwesenden Mitgliedern wurde das Netzwerk zudem für alle Anwesenden greifbar. Einzelne Kernteammitglieder berichteten beispielsweise davon, wie das BM in ihren Institutionen implementiert wurde und wie das Netzwerk die Arbeit unterstützt und bereichert.

Zum Abschluss des ersten Tages referierte Dipl.-Psych. Katrin Streich vom I:P:Bm zur Schnittstelle zwischen Deeskalation und Bedrohungsmanagement und ging näher auf den Prozess der Erstbewertung ein, der im Laufe des Vormittags bereits mehrfach angesprochen wurde.

Der letzte Fachvortrag im Plenum fand am Morgen des zweiten Veranstaltungstages statt und wurde von der Referentin M.A. Soz.-Wiss. K. Simon vom I:P:Bm gehalten. Diese sprach das noch junge, aber hochaktuelle Thema des Cyberstalkings an und setzte es in den Kontext des Bedrohungsmanagements, indem sie gezielt auf den Umgang und das Fallmanagement bei Cyberstalking einging.

Ein besonderes Highlight der Veranstaltung stellten die Workshoprunden zu unterschiedlichen Themenschwerpunkten aus der Praxis dar, die von unseren Expertinnen und Experten des Kernteams geleitet und von den Tagungsgästen dankbar angenommen wurden. In zwei Durchgängen konnten sich die Teilnehmenden intensiver mit Risikofaktoren für Gewalt, Stalking und Bedrohungen im Internet auseinandersetzen, Techniken der Selbstverteidigung kennenlernen oder mehr über ein Training für Mitarbeitende zur Prävention von Gewalt am Arbeitsplatz oder den Umgang mit aggressiven Kundinnen und Kunden im persönlichen Kundenkontakt erfahren.

Alles in allem blicken wir auf eine inhaltsreiche, von neuen Ideen und intensivem Austausch geprägte Veranstaltung zurück, die mit Begeisterung angenommen wurde und nach der uns viele positive Rückmeldungen erreicht haben. Aufgrund des großen Anklangs, den die Fachtagung gefunden hat und die wertvollen Eindrücke und Ideen, die wir für unsere künftige Netzwerkarbeit gewonnen haben, werden wir den Kongress auch im kommenden Jahr wiederholen.

Fotos: Eric Cimbal